Krematoriumspläne auf Wanderschaft
Nach der ablehnenden Haltung Oberasbachs rückt die Nachbarstadt Stein als Standort in den Fokus - 21.05.09
Eine Feuerbestattungsanlage, wie das hier im Bild gezeigte privat betriebene Krematorium im hessischen Obertshausen, könnte auch im Steiner Ortsteil Gutzberg entstehen.
Foto: privat
Hinter verschlossenen Türen
Bisher hat die Kommune alles, was mit der Anfrage des Ingenieurs Rainer Haupt in Sachen Krematorium Ende vergangenen Jahres zu tun hatte, hinter verschlossenen Türen diskutiert, beispielsweise im Ältestenrat. Aufmerksam verfolgten die Steiner Kommunalpolitiker die Diskussionen in Oberasbach. Man habe abgewartet, wollte nicht parallel tätig werden, zumal Krömer den Eindruck hatte, die Gespräche zwischen Haupt und der Nachbarkommune seien ziemlich weit gediehen.
Inzwischen scheinen sich die Absichten des Investors jedoch nicht mehr realisieren zu lassen. 900 Unterschriften sammelten Oberasbacher Bürger gegen das Krematorium. Bei den politischen Parteien und Gruppierungen der Stadt hat das Eindruck gemacht. Kommunalpolitiker von CSU, SPD, Freien Wählern, Grünen und FDP/FOB haben klar gegen das Unternehmen Stellung bezogen. In seiner nächsten Sitzung am 25. Mai will der Stadtrat das mit einem entsprechenden Beschluss untermauern.
Dass es in Oberasbach nicht ganz in seinem Sinne läuft, diese Kunde ist auch schon zu Rainer Haupt ins schwäbische Gärtringen vorgedrungen. Sollte die Stadt kein Grundstück zur Verfügung stellen, würde er eine entsprechende Fläche auch aus privater Hand erwerben, sagt der Ingenieur. Den Kauf von 2000 Quadratmetern Grund sehe seine Wirtschaftlichkeitsrechnung vor: «Das ist für mich zu stemmen. Wenn das Grundstück passt, würde ich es machen.» Mit «passt» meint er vor allem, dass die Fläche einen entsprechenden Abstand zur Wohnbebauung aufweisen.
Den Kontakt zur Stadt Stein bestätigt Haupt zwar, ansonsten hält er sich aber bedeckt («Ich will nicht vorgreifen»). Ebenso wie im Fall von Herzogenaurach, wo der Ingenieur gleichfalls vorstellig geworden ist. Die Vorsicht hat nicht nur mit der heiklen Thematik zu tun, sondern vermutlich auch ganz handfeste Hintergründe: Mering, Aichach, Pfaffenhofen an der Glonn, Mammendorf und Odelzhausen – die Liste der bayerischen Gemeinden, in denen Haupt allein im vergangenen Jahr versucht hat, seine Pläne zu verwirklichen und gescheitert ist, ist lang. Mit dieser Tatsache hält der Investor, der ansonsten mit seiner Offenheit wirbt («Ich habe nichts zu verbergen»), jedoch vornehm hinter dem Berg. Und nun also Stein.
Im Rathaus der Faberstadt ist man in Sachen Krematorium jedenfalls längst wieder aktiv geworden: Auf Nachfrage der Fürther Nachrichten räumt Krömer ein, dass man mit den Eigentümern des Firmengeländes verhandle. Ob man das Grundstück Haupt für sein Projekt anbieten will, sagt der Bürgermeister nicht. Die Stadt plane vielmehr, das Areal als «Ausgleichsfläche» zu kaufen.
Ein Auwald auf dem mehrere tausend Quadratmeter umfassenden Grund würde die ökologische Komponente bedienen. Angesichts der Dimension der Fläche kann sich Krömer das Terrain als «möglichen Standort» für ein Krematorium vorstellen. Jedenfalls befinde sich die Kommune auch deshalb in Gesprächen mit den Besitzern, um bei der künftigen Gesamtnutzung «den Finger draufzuhaben».
«Wenn ein Krematorium, dann nur dort», sagt Norbert Stark, Sprecher der CSU-Stadtratsfraktion, und betont gleichzeitig, dass man bei allen Überlegungen erst ganz am Anfang stehe. Speziell die Belastung durch den Verkehr, aber auch durch Emissionen halte sich, bedingt durch die Lage des möglichen Standorts, in Grenzen. Über die Köpfe der Gutzberger hinweg möchte die CSU aber nichts entschieden wissen.
«Ungelegte Eier»
Eine Haltung, die die SPD teilt. Die Akzeptanz in der Bevölkerung ist für Walter Nüßler unabdingbar. Kritisch spricht der SPD-Fraktionsvorsitzende aber vom «St.-Florians-Prinzip», das in der Gesellschaft vorherrsche. Jeder wisse um Dinge, die sein müssten, aber bitte nicht vor der eigenen Haustüre. Eine flächenmäßige Option für das Krematorium biete eventuell auch der Steiner Friedhof, aber hier rede man – wie überhaupt bei dem gesamten Thema – «über ungelegte Eier».
Sollten sich die Grundstücks-Verhandlungen um das Huck-Gelände positiv gestalten und der Stadtrat die Angelegenheit mittragen, will der Bürgermeister das Gespräch mit den Gutzbergern und auch mit den Steiner Kirchengemeinden suchen, um Aufklärung zu betreiben. Es handle sich um «ein emotional besetztes Thema», sagt Krömer, bei dem er allerdings «leidenschaftslos» sei. «Gegen den Willen der Bürger wird der Stadtrat dies aber nicht durchsetzen.»
«Keine Totenautos im Dorf»
Auch in Gutzberg regt sich Widerstand gegen den geplanten Krematoriums-Bau - 07.08.09
STEIN - Mit Verspätung regt sich im Steiner Ortsteil Gutzberg der Widerstand gegen eine geplante Feuerbestattungsanlage.
«Im Dorf geht es ganz schön hoch her», sagt Fritz Bauer. Ihrem Unmut über die Anfrage eines Investors, der in Gutzberg ein Krematorium bauen möchte, machen die Bürger in Protestplakaten Luft.
Foto: Thomas Scherer
Bürger aus dem Dorf sammelten 70 Unterschriften gegen die im Mai bekannt gewordenen Pläne, unweit der Ortschaft und nahe der Bundesstraße ein Krematorium zu errichten. Die Protestnote übergaben die Gutzberger jüngst Bürgermeister Kurt Krömer.
Fritz Bauer, Gutzberger Landwirt und ehemaliger CSU-Stadtrat, ist davon überzeugt, dass die Mehrheit des Dorfes gegen das Vorhaben ist. Verwirklichen möchte es der Ingenieur Rainer Haupt auf dem waldreichen Grund, auf dem sich Überreste der ehemaligen Metallwarenfabrik Huck finden.
Haupt war bereits in Oberasbach und in diversen anderen bayerischen Gemeinden am massiven Widerstand der Bevölkerung gescheitert (wir berichteten mehrfach). «Jetzt soll Gutzberg gut genug dafür sein», ärgert sich Bauer.
Der Landwirt erklärt den erst fast acht Wochen nach dem Bekanntwerden der Haupt-Pläne angemeldeten Protest mit der seiner Meinung nach schlechten Informationspolitik aus dem Rathaus. Man habe nur mit dem Gutzberger Verein «Dorfgespräch» geredet und daraus geschlussfolgert, dass sich die Gutzberger schon mit dem Projekt abfinden würden. Was sich Bauer wünscht, ist eine Bürgerversammlung zu dem Thema, zu der alle Einwohner des kleinen Dorfes eingeladen werden.
Nur eine Anfrage
Bürgermeister Krömer ist derzeit bemüht, die Wogen zu glätten. Noch sei gar nichts entschieden, es liege lediglich eine Anfrage des Bauwerbers vor. Er, so Krömer, stehe zu seinem Wort gegenüber den Gutzbergern, dass kein Bestattungswagen durch das Dorf fahre. Eine Forderung, mit der der Bürgermeister ganz den Vorstellung Bauers entgegenkommt. «Wir wollen keine Totenautos im Dorf», sagt er.
Dennoch sind die beiden nicht ganz einer Meinung. Während Bauer die Einrichtung zur Feuerbestattung rundweg ablehnt, will Krömer nicht kategorisch Nein sagen. Sollte es eine eigene Zufahrt von der B 14 zu dem vom Dorf rund 580 Metern entfernten Areal geben, könnte man über das Projekt nachdenken.
Einen Grund aber gibt es für Krömer, eher negativ auf die Anfrage zu reagieren. Bislang gebe es in Gutzberg eine intakte Dorfgemeinschaft, nun aber drohe sie in zwei Hälften zu zerfallen. Und auch Bauer bestätigt das: «Im Dorf geht es ganz schön hoch her.» Zu sehen ist das auch an den Protestplakaten, die an den Ortseinfahrten aufgestellt sind. BEATE DIETZ
Fritz Bauer, Gutzberger Landwirt und ehemaliger CSU-Stadtrat, ist davon überzeugt, dass die Mehrheit des Dorfes gegen das Vorhaben ist. Verwirklichen möchte es der Ingenieur Rainer Haupt auf dem waldreichen Grund, auf dem sich Überreste der ehemaligen Metallwarenfabrik Huck finden.
Haupt war bereits in Oberasbach und in diversen anderen bayerischen Gemeinden am massiven Widerstand der Bevölkerung gescheitert (wir berichteten mehrfach). «Jetzt soll Gutzberg gut genug dafür sein», ärgert sich Bauer.
Der Landwirt erklärt den erst fast acht Wochen nach dem Bekanntwerden der Haupt-Pläne angemeldeten Protest mit der seiner Meinung nach schlechten Informationspolitik aus dem Rathaus. Man habe nur mit dem Gutzberger Verein «Dorfgespräch» geredet und daraus geschlussfolgert, dass sich die Gutzberger schon mit dem Projekt abfinden würden. Was sich Bauer wünscht, ist eine Bürgerversammlung zu dem Thema, zu der alle Einwohner des kleinen Dorfes eingeladen werden.
Nur eine Anfrage
Bürgermeister Krömer ist derzeit bemüht, die Wogen zu glätten. Noch sei gar nichts entschieden, es liege lediglich eine Anfrage des Bauwerbers vor. Er, so Krömer, stehe zu seinem Wort gegenüber den Gutzbergern, dass kein Bestattungswagen durch das Dorf fahre. Eine Forderung, mit der der Bürgermeister ganz den Vorstellung Bauers entgegenkommt. «Wir wollen keine Totenautos im Dorf», sagt er.
Dennoch sind die beiden nicht ganz einer Meinung. Während Bauer die Einrichtung zur Feuerbestattung rundweg ablehnt, will Krömer nicht kategorisch Nein sagen. Sollte es eine eigene Zufahrt von der B 14 zu dem vom Dorf rund 580 Metern entfernten Areal geben, könnte man über das Projekt nachdenken.
Einen Grund aber gibt es für Krömer, eher negativ auf die Anfrage zu reagieren. Bislang gebe es in Gutzberg eine intakte Dorfgemeinschaft, nun aber drohe sie in zwei Hälften zu zerfallen. Und auch Bauer bestätigt das: «Im Dorf geht es ganz schön hoch her.» Zu sehen ist das auch an den Protestplakaten, die an den Ortseinfahrten aufgestellt sind. BEATE DIETZ